In seiner “Kunst des Liebens” stellt Erich Fromm fest, dass in modernen Zeiten Liebe nicht als Fähigkeit erkannt wird, die man erlernen muß, sondern eher als Objekt der Begierde angesehen wird, das einem wie eine reife Frucht in den Schoß fällt, würde man nur dem oder der “Richtigen” begegnen und selbst “liebenswert” sein.
Endlich darf ich mir Zeit zum Bücher lesen nehmen, weil es zu meinem Job gehört!, dachte ich – doch das war falsch gedacht. Ich komme immer weniger zum Lesen von Büchern. Daher starte ich jetzt den #Knowember (…am letzten Tag des Novembers, natürlich! ) und den #Feelcember.
Im #Knowember stelle ich mir die Herausforderung, ein für mich (ge-)wichtiges Buch zu lesen. Ich werde versuchen, seine Gedanken und Geschichten zu verstehen, indem ich sie mir so erkläre, wie ich das für mich selbst am Besten kann – visuell mit dem Stift in der Hand.
Im #Feelcember werde ich dann meine Gefühle und Gespräche über die Gedanken und Geschichten im Buch teilen.
Mein erstes Buch: Die von mir bis jetzt verpasste “Kunst des Liebens” von Erich Fromm. Die Frage, die mich beim Lesen interessiert: Kann mir dieses Buch etwas über die Liebe sagen (und natürlich die Frage, die man sich heimlich selbst dabei stellt: “Kann ich lieben?”) 🙂
Überlegungen zur “künstlichen Intelligenz”, Notizbucheintrag vom 11.08.2023
(Heute während dem Wohnungsputzen eine Radiosendung im “DLF” über KI gehört, dann im Café Bruno Latour gelesen,wieder über K.I. nachgedacht, und von Latour’s Reden über Heideggers Probleme mit der Moderne zu folgendem Gedanken gekommen:)
Chat-GPT & Co. sind Epigonen, die Alles vergessen haben, was nach ihrer Geburt passiert ist. Sie sind daher weder seiend noch intelligent, ja, sie sind nicht einmal verlässliche Aufschreibesysteme, wie vorherige Medientechnologien es waren. Tatsächlich sind sie rückwärts gewandte Abschreibesysteme, Postum-Parser, fernab jeglicher Autopoiesis, die nur existieren, weil alle menschliche (Geistes-) Arbeit digitalisiert wurde und nun in ihrer globalen Gesamtheit von digitalen Kapitalisten geklaut und als seelenloses Datenfleisch weiterverwurstet wird.
Der einzige Unterschied zur amerikanischen Fleischindustrie im Chicago des 19. Jahrhunderts besteht darin, dass wir es nun sind, die als industrielles Massengut am Haken unserer Smartphones aufgehangen übers Fließband Internet baumeln, angestochen werden und unser Seelenleben und geistiges Leben ausgeweidet und zu Wurst verarbeitet wird.
Es gibt noch einen Unterschied: Die armen Schweine in den Union Stock Yards waren das Futter für uns Menschen. Aber für wen sind wir nun das Futter?
Für uns selbst.
Die Wurstmasse wird in die Menschenhaut der Sprache eingenäht, damit wir sie als eine der unseren zu erkennen glauben, als ein scheinbar intelligentes Produkt, das wir armen Schweine verehren und verzehren wollen.
Dabei ist es unser eigen Fleisch und Blut, was uns da an uns weiterverkauft wird, ohne dass wir auch nur eine einzige Träne darüber verlieren. Die Schweine in den Chicagoer Schlachthallen haben geschrien und geweint. Die Transzendenz der Trainingsdaten hingegen trennt uns von unserem eigenen Seelenfleisch. Weil wir es nicht wiedererkennen, weinen wir nicht.
Auf unser eigenes Seelenleben und unser Geistesleben konnten wir uns verlassen. Der nun daraus vermasst hergestellten Wurstmasse allerdings können wir beim Kauen nicht trauen. Was also ist der Vorteil für uns Menschen?
Die Digitalindustrie geht den Weg der Lebensmittelindustrie. Das kapitalistische System selbst bleibt dabei unverändert:
Haken, Fließband, Mixer.
Auch der Kapital-Fehler des Kapitalismus bleibt derselbe, er wird durch die Miniaturisierung, Beschleunigung und Verarbeitung der Computertechnologie nur zur Unkenntlichkeit hochskaliert:
Alles auf der Welt ist ein geschlossenes System, ein Kreislauf, dessen Stoffströme wieder zum Ursprung zurückfliessen und diesen verändern werden.
Die Lebensmittelindustrie hat am Ende ihre Nahrungsquellen vergiftet.
Die Digitalindustrie wird unsere Geistesquellen vergiften.
Also uns selbst.
Oder die Digitaltechnologie wird endlich wirklich intelligent.
Aber eine Turing-Maschine ist eine Turing-Maschine:
Sie liest (ein) und schreibt (um). Sie verwurstet Information. Sie ist eine Wurstmaschine.
Come on Oh baby don’t you wanna go Come on Oh baby don’t you wanna go Back to that same old place Sweet home Chicago
Dieses Gedicht erzählt unsere Geschichte, die gerade immer grausamer geschrieben wird. Was wollen wir in der Zukunft über uns lesen? Denk’ ich an Deutschland in der Nacht…
Lesung zur aktuellen Märchenstunde vom 19.03.2022.