Categories
Beobachtungen Events News t minus ten

Change! made by media

Verleihung des NRW-MEDIENPREIS FÜR ENTWICKLUNGSPOLITISCHES ENGAGEMENT 2025 im Filmpalast Köln am 15.10.2025.

Preisträger:innen und Laudator:innen bei der Verleihung des NRW Medienpreis für entwicklungspolitisches Engagement 2025 am 15.10.2025 im Kino 7 des Filmpalasts in Köln.

Ich war diese Woche im Rahmen des Cologne Film Festivals auf der Preisverleihung des NRW Medienpreis für entwicklungspolitisches Engagement eingeladen.

  • 1. Platz: “Besser jetzt als Peter“, Social-Media-Kampagne von Greenpeace e.V. gegen Tiefsee-Bergbau.
  • 2. Platz: “Ready to Recycle“, KI-generierte Social-Media-Kampagne von MBRC the Ocean gGmbH für Sammlung und Recycling von Plastikmüll an Küsten.
  • 3. Platz: “Road to Freedom – Auf den Spuren der Befreiung“, Historytelling zur Route der US-Armee von den D-Day-Stränden bis nach Mitteldeutschland, produziert von Capa-Haus Leipzig x Leon Ziegler x Roofless Cat

Die zehn Finalisten und drei Gewinner zeigten mit ihren Social-Media-Kampagnen und -Produktionen, dass mediale Emotionen eine emotionale Macht für das Gute und Wichtige in Gesellschaft und Umwelt entfalten können. Und vom berührt sein gelingt uns dann vielleicht der Schritt, selbst etwas in der Welt zu berühren und ins Handeln für Andere, für die Welt – und damit wiederum für uns selbst zu kommen. Das wird möglich, wenn wir einander die Hand reichen. Katharina van Bronswijk von Psychologists For Future brachte das in ihrer Keynote für den Abend auf den Punkt, von dem das Miteinander, das die Große Transformation so dringend als Kick-Starter braucht, ausgehen kann: Das rationale Verständnis von Fakten („Was ist los in der Welt?“) ist genauso wichtig wie das emotionale Verständnis für Einander („Wie geht es uns in der Welt?“). Eine Hand reichen reicht als Anfang!

Vielen Dank für die interessanten und schönen Gespräche auf der After-Party!

Categories
Beobachtungen Events Serious Games t minus ten

No need to run and hide!

Music Monks performing live on stage at Castle Lemberg on Friday, September, 5th., 2025.: “Naja, eigentlich liegt’s dann an denen halt!”

Music cuts a communication channel straight through your body & mind, laying an access directly to the subcutis of your soul. Through this straight & basal communication link music pours itself directly into your inner world and experience, stiring up powerful emotions. Your emotions.You don’t have to understand the communication that music pours into the cut. You feel it. And thus you understand it. You understand it in your world, you unterstand it in you.

takomat – the understanding interface ; (c) takomat GmbH 2004 – 2025

For years I have sought to create such a direct communication link for scientific communication. To carry on Carl Sagan after he was gone (even if we still have Neil deGrasse Tyson around), make Contact with others (even if they are not “ready to go!”), to save the world for everyone (even if it’s the game for real). We fused emotional storytelling and scientific simulation in video games to let people get in interaction with scientific/systemic knowledge by letting them touch a virtual world and maybe even letting them being touched by a virtual world – a virtual world that could be possibly yours (think of ownership in Minecraft). Maybe that was the error: We created worlds for you instead of letting “it” directly rain onto the soul-soil of your world. Maybe simulation is not the solution to save the real world. Maybe it’s music. Music gives me soul-shivers – simulation does not. No one wants to read Simulacra & Simulation by Jean Baudrillard, but everyone has seen Matrix.

No need to run and hide – it’s a wonderful, wonderful life.

No need to lie and cry – it’s a wonderful, wonderful life.

Categories
Events Serious Games

MiniCity Karlsruhe

Gemeinsam mit vielen Akteuren der Stadt veranstalten wir am 14. und 15. März 2025 die 2. Karlsruher Hack-Days im Rahmen des internationalen Open-Data-Day 2025.

Wir – die Hochschule Karlsruhe – laden Studierende und Bürger:innen zum Open-Data-Projekt MiniCity Karlsruhe ein, um gemeinsam eine real-daten-basierte “Comic-Version” der Stadt Karlsruhe als digitalen Zwilling in einer Compuerspielewelt nachzubauen. Dieser digitale Zwilling der Stadt Karlsruhe soll zur digitalen Bürgerbeteiligung und zum interaktiven Teilhabe-Tool ausgebaut werden.

Open-Data-Projekt “MiniCity Karlsruhe” als Workshop auf den 2. Karlsruher Hack-Days

Letztes Jahr wurde beim OpenDataDay 2024 in einem Initial-Workshop angefangen, eine verkleinerte “Comic-Version” von Karlsruhe – basierend auf den echten Daten der Stadt – in der Game Engine Roblox nachzubauen. Durch real-daten-basierte Wissens- und Daten-Visualisierung soll das Multiplayer-Game MiniCity Karlsruhe zukünftig seinen Bürger:innen die Frage “Wie geht es meiner Stadt?” beantworten. Mit Hilfe von System Dynamics Simulation soll im Game aber auch die Zukunft der Stadt und ihre notwendige Transformation exemplarisch modelliert und durchgespielt werden. Somit wird auch die Frage “Was wird aus meiner Stadt?” für Bürger:innen anschaulich und erfahrbar beantwortet werden.

MiniCity Karlsruhe findet im Rahmen des Serious-Game-Projekts “t minus ten” ( t-10 ) an der Hochschule Karlsruhe statt, ein Langzeit-Projekt, das seit 2020 Semester-Generationen-übergreifend ein Serious Game entwickelt, um damit sprichwörtlich die echte Welt zu retten. Dabei stellten sich die Studierenden den vier großen gesellschaftlichen, wissenschaftlich-technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die wir in der Realität in der entscheidenden Dekade (2020-2030) bewältigen müssen, um die echte Welt tatsächlich zu retten: Food, Energy, Housing, Mobility. Diese Herausforderungen der echten Welt werden in einem Serious Game modelliert, um dort Lösungen für die echte Welt zu erspielen.

Video der Abschluss-Präsentation “MiniCity Karlsruhe” vom letzten Open-Data-Day 2024:

Categories
Events

Umzug in die Zukunft!

Am 17. August 2024 zogen wir – 500+ Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe, groß und klein, jung und alt, aus Bürgerinitiativen und -vereinen, Familien, den Wissenschaften, lokalen Organisationen, privaten Unternehmungen und Unternehmen – zusammen in die Zukunft um. Denn die Zukunft machen wir! Und wir machen sie jetzt! Und wir nehmen das Beste mit in die Zukunft! Und wir machen sie am Besten gemeinsam! Und wir machen das Beste daraus! Wer, wenn nicht wir? Wir machen das!

Auftakt zur “Zukunftsweltstadt Karlsruhe”: Die Karlsruhe Bürgerinnen & Bürger ziehen gemeinsam in die Zukunft ihrer Stadt um!

Weitere Informationen zur “Zukunftsweltstadt Karlsruhe” gibt es hier.

Categories
Events

Umzug in die Zukunft – Countdown läuft

Die Vorbereitungen für den Umzug in die Zukunft laufen. Am Wochenende wurde beim Zirkus Maccaroni vor den Toren der Stadt schon fleißig gebastelt und gepinselt! Seid am Samstag, den 17.08.2024 mit dabei – Alle sind zum Mitmachen eingeladen!

Der Countdown zum Umzug in die Zukunft in Karlsruhe läuft!

Webseite von “Umzug in die Zukunft”

Categories
Events

BREEZE!

Seit 2021 entwickeln nach einer Idee und unter der Leitung von Architektur-Professor Bernhard Lenz ein Team um Michael Kauffeld, Professor für Kältetechnik, Pascal Rittlinger, Jonas Schweikert, Louis Wilson, Tobias Nitschke, Thierry Braun, Timm Gonser und mir das Projekt „BREEZE“ an der Hochschule Karlsruhe (gefördert von der Stiftung Baden-Württemberg). In diesem experimentellen F&E-Projekt, werden interaktive Verdunstungs-Säulen für den Stadtraum entwickelt.
“Breeze” ist eine Kühltechnologie, mit der wir den Stadtraum im Klimawandel lebenswert halten wollen, wenn natürliche Mittel wie z.B. Bäume keine Option sind. Das gilt vor allem in Karlsruhe als der zweitwärmsten Stadt Deutschlands. „BREEZE“ dient zur Anpassung an die sommerlichen und winterlichen Herausforderungen des Klimawandels in hoch verdichteten urbanen Räumen und unterstützt durch Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern ein öffentliches Problembewusstsein für den Klimawandel und ein Handeln, dem Klimawandel entgegenzutreten.

Wir freuen uns sehr, am Freitag, den 26.07.2024 den BREEZE-Forschungs-Prototypen in einer Eröffnungs-Präsentation der Öffentlichkeit und Presse vorzustellen. Auf dem Friedrichsplatz gegenüber des Naturkundemuseums wird BREEZE um 11.30 Uhr in Aktion gehen – alle Bürgerinnen & Bürger sind herzlich eingeladen!

Categories
Events

Umzug in die Zukunft!

Auf dem Karlsruher Open-Air-Festival „Das Fest“ bereiten Besucher:innen am Samstag, den 20. Juli 2024 am Stand des Vereins Wandelwirken e.V. und des Karlsruher Transformationszentrum des KIT den „Umzug in die Zukunft“ für Karlsruhe am 17. August 2024 vor.

Alle Karlsruher Bürger:innen, groß, klein, jung & alt sind zum bunten Mitmachen eingeladen. Wer Lust auf einen laut-fröhlichen Umzug in eine gute Zukunft und mit besten Wünschen für seine Stadt hat, kommt am 17. August 2024 um 16.00 Uhr zum Festplatz – von dort aus geht es dann weiter bis zum Karlsruher Schloss!


Vorbereitungen am 20. Juli 2024 auf dem Karlsruher Festival “Das Fest” zum Umzug in die Zukunft

Weitere Informationen unter: Umzug in die Zukunft!

Viele Vereine, Unternehmen, Organisationen und Bürgerbeteiligungen der Karlsruher Stadtgesellschaft sind gemeinsam mit den Wissenschaften (auch meine Hochschule, die HKA, ist mit dabei) Mitwirkende und Veranstalter:

Categories
Events

Fridays For Future Berlin

Fridays For Future – Demo in Berlin, Unter den Linden, 31.05.2024

Worin wir unsere Zukunft sehen? – Am 09.06. wählen gehen!

Categories
Events

Futura Furiosa

„Furiosa: A Mad Max Saga“ by George Miller, 2024 ; (c) 2024 Warner Bros. Pictures
„Rain, Steam and Speed – The Great Western Railway“ by William Turner, 1844 ; Wikipedia

Last night I watched „Furiosa: A Mad Max Saga“ – and I was overwhelmed (…until now I haven’t seen George Miller‘s latest part of the Mad-Max-Series, „Fury Road“).

Today, I read James Harvey’s movie review about „Furiosa“. He says: „The series’ true strength has always been Miller’s ability to hew a narrative out of this apparent chaos, and like Fury Road before it, Furiosa drips confidence at every turn of the wheel.“ – and he is absolutely right! Sitting in the dark of the cinema and watching this blaze of desert colours, fossil cars and hopeless carnage, I could physically feel that effect of cinema that Walter Benjamin had described hundred years ago: Movies are the „training camps for modern life“. According to Benjamin, movies – as a then new medium – prepared people and trained their perception for the speed, complexity, chaos and content of life in modern times that were setting in at that time during the roaring twenties. In this spirit, „Furiosa“ trains and prepares us – living in the Twenties 100 years later – for our new lives in new times that could possibly set in. „Furiosa“ acts as a training camp for a future that is quite nearer now as a plausible scenario (now legitimised by scientific evidence of climate crisis) than it had been when the first Mad Max movie was released in 1979.

As James Harvey states in his movie review, George Miller “hew[s] a narrative out of this apparent chaos” (Harvey, 2024) – and boy, he really does! He does this so good and on so many levels and with such convincing visual storytelling and beat by beat, that even the cruelest action scene lets bloom poetic metaphors: the star map of hope, engraved in the human flesh will be literally fleshly erasured by machine contact causing physical pain that psychologically erases hope by the birth of hate. I have seldom seen an action movie in which almost every action was so meaningful on so many levels.

In post-apocalyptic, dystopian narratives like „Furiosa“ we keep on telling ourselves the same story of our western 20th.-century-civilisation and its inescapable development and ending over and over again: There is GASTOWN, there is BULLET FARM, there is the CITADEL and there are the productive and destructive/toxic relations between them. Miller’s desert-world becomes the minimap of our global industrial civilization, his Saga condenses the architectural pattern of our 20th.-century-civilisation to its geopolitical, socioeconomic and climatic (mad) MAX. Miller’s controlling idea of his story is the architectural pattern of our 20th.-century-civilisation: The unnatural rush for abundance pushed by power and progress will lead to scarcity, shortage and “half lives” in the end. And we people of the modern age, in the dark of the cinema hall recognise this core of truth about our modern lives, the foundation of our existence and our looming future as 20th.-century-boys‘n‘girls who just did not manage or care to become sustainable 21st.-century-boys‘n‘girls.

Game Concept “Energy on Earth”, 2012 ; (c) takomat GmbH 2012

Leaving the cinema after watching those post-apocalyptic people in „Furiosa“ you cannot but start to think over the scenario laid out in the movie. And you realize that you can‘t escape this architectural pattern which is hard-wired in our modern minds: Of course you would need cars, guns and technical progress in such a hostile world to survive! That’s why so often walking or running by foot in the movie is compared with and outgunned by driving with a machine. Of course they sacrifice mothermilk, vegetables and blood for a well-buttered and fully-fueled V8-engine! Of course they religiously worship it, because it is mighty and it gives powerful advantages! How would another world even be possible?! At least Furiosa sows a hint at the end of the movie after Garden Eden had been left behind at the beginning…

When Turner’s painting “Rain, steam and speed” can be seen as the opening vernissage for the dawn of modern age and industrial civilisation with all of its hope and confidence, then Miller’s cinematic painting “Heat, smoke and fury” exactly 180 years later acts as the finissage for the dusk of modern age and industrial civilisation with all of its looming destruction and despair.

Categories
Events

“RCE – Remote Code Execution”

Am Samstag abend waren wir im Berliner Ensemble und sahen das Theaterstück “RCE” von Sybille Berg – Thema: Nichts weniger als die Revolution! – davon hatten wir zwar schon einige in der jüngeren Vergangenheit (die amerikanische, die französische, drei bis vier industrielle, die russische, die sexuelle, die chinesische, die grüne, die herbstlichen und die digitale), historisch und weltweit mündeten sie aber bisher alle in dem letzten verbleibenden Erd-Experiment der Menschheit: Die vollständige Durchsetzung des Kapitalismus, sowohl in der äußeren Welt der Natur, als auch in der inneren Welt von uns Menschen. Dieses Experiment ist kein Experiment – so Sybille Berg – sondern eine Exekution. Eine bevorstehende Exekution der Menschheit, geplant und durchgeführt von Mächtigen in Form von Megaunternehmen und Multimilliardären, die die angezettelte Apokalypse notfalls in gebauten Raumschiffen oder auf gekauften Inseln überleben wollen. Soweit, so schlecht und wohl bekannt die Narrative im Netz und unsrer Nachtmahren. Soweit, so schlecht, so wohlbekannt das schwer zu tragende Verzweiflungs-Gewand und der steigende Verzweiflungs-Grad.

Nun aber betreten fünf Hacker:innen die historischen Bretter Brecht’s in Berlin TO END ALL DOOMSCROLLING! Mit einem Bühnenaufbau, der aussieht, als hätte sich das Schleusentor der “Discovery” in “2001: A Space Odyssey” nach jahrzehntelanger Türblockade nun endlich doch noch aus der bereits Vergangenheit gewordenen 200er-Zukunft heraus geöffnet, durchschreiten diese Computer-Nerds die Luftschleuse in die Schaltzentrale der Mächtigen, um deren Exekutions-Plan durch “remote code execution” abzuschalten. Das Neue daran: Auch sie haben – wie die Mächtigen unserer Zeit – einen Plan: Sie wollen eine Revolution starten, die hoffentlich keine Schaffots und Mistgabeln, sondern nur Schaltkreise und Massen-Psychologie der zweiten Bernays-Generation braucht. Als Programmier:innen initiieren sie eine Konstruktor-Routine, die alle bisherigen Klassen mit neuen Methoden überschreiben und neue, polymorphe Instanzen während der Laufzeit erschaffen soll, die dann ein anderes System erzeugen werden als das bisherige. Another code is possible.

Verfremdungseffekt 2.0 im Berliner Ensemble: die Bretter, die nun Code bedeuten.

Dazu kommen den fünf Freunden die Folgen der letzten großen Revolution zu Hilfe, deren körperlich untüchtige, sozial verhuschte und entfremdete, dafür aber geistig umso mehr getunte Kinder sie sind: denn die größte Macht, die die Mächtigen mit der Digitalisierung und ihrer total money, mind & body control nun über uns haben, macht sie auch angreifbar für jene, die wissen, wie sie funktionert. Und wenn durch die Digitale Revolution der Tech-Tycoons die Gesellschaft programmierbar geworden ist, dann kann man sie auch wieder umprogrammieren! Das ist die Hypothese, mit denen unsere fünf Revoluzzer:innen ihren Hack beginnen. Ihr Ziel: die inzwischen vollkommen digitalisierte Gesellschaft so umzuprogrammieren, daß sie der ganzen Welt, dem letzten Experiment, dem totalen Kapitalismus, der drohenden Exekution einen Reboot verpassen können. Dieses Mal aber fürs Gemeinwohl und nicht für die Gewinne.

Der Hack gelingt. Auch zum Erstaunen der fünf Nerds. Denn im letzten Moment der zu lange auf DauerTicToc-getakteten Hysterie-Dramaturgie des Stücks, kommen den Hacker:innen kurz vor dem “Ereignis” kalte Zweifel in letzter Sekunde. Was bisher ihre schöne Überzeugung, kalkulierte Vorbereitung und heimliche Re-Programmierung von Massen und Mitteln war, wird nun mit dem Druck auf die Enter-Taste und der Dynamik der Dinge knallharte Realität. Und mit Realitäten haben sie halt so ihre Probleme, selbst wenn es die selbstgewollten und -gemachten sind, und vor allem wenn diese Realität nun ins Rollen kommen. In diesem delikaten Moment an der Schwelle zur Türschleuse in die echte Welt schenkt die Autorin ihren Heldinnen und Helden Selbstzweifel und Selbstreflektion. Sie halten kurz inne im Auge des sich entfaltenden Sturms: Wollen wir überhaupt das Richtige für die anderen Menschen? Haben wir das Recht, das zu tun? Sind wir überhaupt die Richtigen? Ist es denn nicht wahr, daß doch gerade wir Nerds uns immer schwer taten, die anderen Menschen zu verstehen? Sind wir daher die Richtigen, ihre Probleme zu lösen? Haben wir überhaupt die richtigen Probleme der echten Welt da draußen erkannt? Die fünf Freunde fragen sich, ob ihre eigenen Nerd-Vorstellungen von der Welt und den Menschen, die sie retten wollen, eben doch verschrobene und verschobene Nerd-Weltansichten sind, Vorstellungen fern ab jeglicher Realität, die sie jetzt den anderen zum vermeintlichen Wohle Aller überstülpen wollen. Ist Neuer Code auf alten Servern vielleicht doch dasselbe wie alter Wein in neuen Schläuchen? Würde ihr gut gemeinter Hacker-Angriff auf das alte System nicht einfach eine weitere neue Hölle für die Menschen erschaffen? Oder würde nach dem Knopfdruck gar nichts passieren, und das mühsam viral in die threads eingefädelte “Ereignis” bliebe folgenlos, weil sie die Menschen falsch eingeschätzt haben und niemand mitmachen wird bei ihrer digitalen Kickstarter-Revolution?

Es ist dieser Moment des Innehaltens und Zweifelns in der sonst atemlosen twitch speed-Inszenierung des Stücks, der uns Zuschauer:innen im Publikum versichert, daß – egal, wie der Plan der Hacker:innen ausgehen wird, und selbst wenn sie vielleicht die neuen Mächtigen werden wollen – sie doch zumindest empathisch sind und selbstkritisch. Das macht sie sympathisch, und wir sind lieber ihre Follower als weiter Follower von Megakonzernen und Multimilliardären, die ganz sicher weder empathisch, noch selbstkritisch sind.

Vielleicht ist auch das der Grund, warum das Ganze am Ende gut ausgeht. Weil wir uns alle so sehr wünschen, dass es gut ausgehen wird. Das “Ereignis”, der “Angriff” findet statt, Sympathie und Solidarität gehen letztendlich viral, und nicht wie üblich Hass und Hilflosigkeit. Die Menschen spielen IRL mit, der “Reboot” funktioniert. Zur großen Erleichterung der Hackerbande hat sich ihre Code-Execution in der Wirklichkeit ausgebreitet, ohne dass es – bis auf einen Infarktfall – Todesopfer gegeben hätte. Die Mächtigen wurden betäubt, die Menschen neu bestäubt und haben in der echten Welt nun eine echte Chance auf System Change.

Der Vorhang fällt und alle Schleusen offen.

Doch so erfrischend das Happy End uns Hoffnung gibt, daß wir es doch noch schaffen werden, auch wenn das bürgerliche Theaterpublikum am Ende der Vorstellung im besten Brechtschen Sinne nicht betroffen, sondern mit vielen Fragen offen hoffen darf, so dürfen wir doch – trotz aller Aufbruchs-Euphorie, die verbreitet wird – eins nicht vergessen:

“Dies Alles ist schon einmal geschehen.” (Battlestar Galactica, 2003)

Das letzte Mal, daß ein Computerprogramm die Welt retten sollte, war 1972. Auch die damaligen Nerds hatten Bedenken, daß sie ihre spezielle Sichtweise der Welt aufdrücken, auch bei ihnen ging ihr Code viral als Erweckungsruf um den Globus. Aber ihre system dynamics blieben prophetische Kybernetik und konnten weder die Mächtigen noch die Menschen re-programmieren. Vielleicht auch deshalb, weil unser Leben noch nicht digitalisiert genug gewesen waren. Jetzt sind 52 Jahre vergangen, und startet man ihre Programme von damals mit den zur Verfügung stehenden Daten von heute nochmals, steht am Ende dieser Code Execution als Simulationsergebnis tatsächlich die Exekution der Menschheit (Gaya Herrington, 2022).

Noch verbleiben knapp 6 Jahre, um die Remote Code Execution einzuleiten, bevor sich 2030 die Schleusen für eine zivilisatorische Zukunft schliessen – und um die Maschinen in “Battlestar Galactica” (2013) vollständig zu zitieren: “Dies Alles ist schon einmal geschehen, und dies Alles wird wieder geschehen.”