Wenn die Digitalisierung von Bildung in D. so aussieht, dass meine Kinder jetzt .pdf-Dokumente auf dem iPad lesen, statt im Schulbuch, dann ist die Lernkurve für Neues Lernen im 21.Jhr. seit Anfang 2000 äußerst schwach: Bereits damals gab es im Zuge der Verbreitung von Internet und Multimedia-tauglichen Computern eine hoffnungsfrohe erste Welle der „Digitalisierung der Bildung“: In der EU-Forschung wurde massiv „eLearning“-Technologie entwickelt, in den Kinderzimmern aber regierte die Herrschaft von EA und Ubisoft, die die Herzen und Aufmerksamkeit unserer Kinder bis heute erobern. eLearning hingegen machte den Kapital-Fehler, den der Medientheoretiker Marshall McLuhan schon in den 1960ern beschrieb: Wir schauen bei der Ankunft eines neues Mediums (Computer/Internet) das neue Medium immer durch den Rückspiegel der alten Medien und deren bisherige Nutzungsformen an: Was haben wir also getan? Wir haben das Wesen des Computers – die Simulation in einem „externalisierten Nervensystem“ (so nannte McLuhan Computer) – genutzt, um damit die alten Formen des Lernens und Lehrens zu simulieren (die Tafel wird jetzt zur Powerpoint, das Schulbuch zur PDF, der Videoplayer wird zum Online-Video), statt mit Simulation – das eigentliche Wesen des Computers – neue Formen des Lernens zu entwickeln. Diese neue Form des Lernens haben zwei Akteure unserer Gesellschaft verstanden und prosperieren dadurch: 1. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler:innen, die die Computersimulation inzwischen als Erkenntnis-Instrument Numero Uno benutzen, und 2. die Computerspielindustrie, die mit ihren Lernerfahrungen (aka „Computerspiele“) so erfolgreich sind, dass sie alle anderen Formen von Entertainment überholt haben. (Oder um nochmal McLuhan zu zitieren: „Wer denkt, dass Unterhaltung und Bildung nichts miteinander zu tun haben, hat weder das eine noch das andere verstanden.“)
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